Oma Bertha's Geschichtenforum

Aktuelle Zeit: So 5. Mai 2024, 19:04

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 1 Beitrag ] 
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Die Liebe eines Kindes
BeitragVerfasst: Fr 27. Mai 2011, 16:21 
Offline

Registriert: Fr 27. Mai 2011, 16:00
Beiträge: 1
Schweißgebadet lag ich im Bett, meine Augen fühlten sich an als würden sie verbrennen als das Tageslicht durch die Jalousien auf mein Gesicht schien. Langsam richtete ich mich auf, schaute aus dem Fenster und stand mit wackligen Beinen auf.
Mein Kopf dröhnte wie nach drei Flaschen Wodka, was ich normalerweise am Wochenende auch trank um zu vergessen. Oder vermutlich um mich zu Tode zu saufen, damit ich bei meinem Liebsten sein kann.
Seit Olivers Tod hab ich niemanden mehr in meine Nähe gelassen und wollte mir schwören dass das auch so bleibt.
Auf einmal läutete die Glocke. Ich erwartete normalerweise keinen Besuch, dachte es wäre wieder ein Vertreter oder sowas.
Ich zog mir ein Top und ein paar Jeans an, legte zum Notfall den Waffengürtel meines Vaters, worin eine 45er Magnum ist, an und verband meine Haare zu einem Pferdeschwanz bevor ich zur Tür ging und schaute wer draußen ist.
Ich sah durch den Türspion niemanden, doch dann öffnete ich die Tür und draußen stand ein kleines, blondes Mädchen in einem süßen rosafarbenen Kleid. Sie schaute mit kleinen blauen Augen zu mir hoch.

Der Blick dieses kleinen Mädchens wirkte so unschuldig, so friedlich und doch so bekannt. Selten habe ich so ein wärmendes Gefühl erlebt wie mir dieses kleine Mädchen nur mit ihrem Blick gegeben hat. Ich lächelte sie an und sagte: „Wer bist du denn?“
Das Mädchen schaute mich nur an und lächelte zurück. Ich kniete mich zu ihr hin damit sie mir in die Augen sehen kann. „Willst du reinkommen?“.
Sie wurde ein bisschen rot und fing dann an etwas nervös zu werden. Sie schaute die Frau an und fragte: „darf ich wirklich rein kommen?“ Ihre Stimme war so süß, so niedlich.
Ich nickte ihr zu: „Keine Angst, ich beiße nicht. Du kannst ruhig das Haus betreten.“
Das kleine Mädchen freut sich und lächelt glücklich. Sie stürmt in die Richtung des Tisches und setzt sich hinein. Ich schaute ihr überrascht nach und fragte sie dann: „Willst du etwas zu trinken?“
„Ich will Saft!“
Ich wusste nicht ob ich welchen zuhause habe. Ich fing daher an in den Regalen zu suchen.
„Wie heißt du denn?“
Das Mädchen wackelte etwas am Tisch herum und kicherte: „Ich bin Madeleine.“
„Ein hübscher Name, ich bin Evelin“
„Evelin klingt schön.“
Sie war so niedlich. Ich bin es nicht gewohnt dass ich die ganze Zeit lächle, geschweige denn über so ein Kompliment, aber Madeleine hat es irgendwie geschafft, mich auf andere Gedanken zu bringen.
„Sag mal Madeleine, von wo kommst du eigentlich?“
„Ich..... ähm.....“
„Du brauchst es mir nicht sagen wenn du nicht willst.“
„ähm....ok...“
Es wirkte so als würde sie es nicht sagen wollen woher sie kommt. Daher fragte ich auch nicht mehr nach, doch fühlte ich ein bisschen dass es sie ein bisschen quält.

Während ich verzweifelt auf der Suche nach etwas Saft war, stöberte Madeleine in meiner Wohnung bei den Bildern herum. Sie nahm sich ein Bild und brachte es zum Tisch. Es war ein Porträt von mir und Oliver kurz bevor er gestorben ist.
Sie strich mit dem Finger über Olivers Bildnis und ihre Miene verfinsterte sich. Ich habe währenddessen eine Flasche Apfelsaft gefunden, nahm zwei Gläser aus dem Schrank und schaute ob der Drink noch gut ist.
Ich füllte die Gläser und nippte an dem Saft. Er war noch recht gut. Ich stellte die beiden gefüllten Gläser auf den Tisch und sah ihr zu wie sie das Bild von mir und Oliver ansah. Diese Traurigkeit in dem Gesicht dieses Mädchens fühlte sich auf meiner Haut an wie ein eiskalter Hagelsturm. Ihre Augen schienen nun nicht mehr vor Glück sondern beinahe vor Angst.
„Dieses Bild...“
„Kennst du ihn?“
Madeleine nickte stumm und Tränen kullerten von ihrem kleinen Gesicht. Sie legte das Bild auf den Tisch, ich kniete mich wieder vor ihr hin, gab ihr ein Taschentuch und sah sie besorgt an.
„Geht es dir nicht gut Madeleine?“
Mit tränenerfüllter Stimme fing sie an zu sprechen
„Papa...“
Papa? Warum Papa? „Was meinst du? Oliver?“
„Oliver.... ja so hieß er.... er ist mein Papa... Mama ist... Papa... er hat sie getötet...“
Schniefend hielt sie das Taschentuch vor den Augen. Ich dachte zuerst dass sie nur einen Scherz machte, doch konnte ich das nicht glauben, dass sie so dreiste Witze reißen würde. Dieses Mädchen lügt nicht, doch kann ich es nicht glauben dass Oliver dazu fähig wäre. Das Schlimmste war, als ich hörte dass das Mädchen die Tochter von Oliver sein soll. Die Tochter des Mannes, der versprach dass ich die einzige Frau in seinem Leben wäre. Seine Liebe, seine Träume, er hat mich angelogen. Ich musste mich hinsetzen, doch schaute ich dann auf die Augen der kleinen Dame. Ich bemerkte dass sie Olivers Augen hatte und streichelte sie dann über die Wange. Meine Augen füllten sich mit Tränen, ich legte die Arme um Madeleine und fing an sie über den Kopf zu streicheln. Ich wollte sie nicht mehr loslassen.
„Ich... ich habe deinen Vater geliebt... und.... und Oliver hat dir so etwas Schlimmes angetan... wie grauenvoll...“
Vor Entsetzen fehlten mir die Worte.
„Papa hat mir weh getan...“
„Psst... alles wird gut... dein Papa ist weg. Er wird dir nichts mehr tun.“
meine Hand sanft über ihre Haare streichelnd schaute ich in ihre Augen.
„Keine Angst Madeleine... Niemand wird dir etwas tun solange ich bei dir bin. Das verspreche ich dir.“
Mir war nicht bewusst was ich hier sagte. Das kleine Mädchen brauchte jemanden zum Halten. Sie hatte niemanden, hatte Angst. Sie war ganz allein auf der Welt, genauso wie ich. Ich litt unter der Lüge genauso wie sie.
„Madeleine... ich will nicht dass du wegen deinem Papa traurig bist... Ich will dass du lächelst und dich wohl fühlst.“
Ich legte dann die Hände auf ihre Schultern, schaute in ihre Augen und lächelte sie an.
„Evelin...?“
„Ja Madeleine?“
„Wir kennen uns noch nicht so gut... aber.... darf ich.... bei dir wohnen?“
Ich wusste nicht was ich sagen wollte. Das Mädchen war so unschuldig, so friedlich und ich habe sie selbst in den kurzen Minuten in denen ich mit ihr im Haus war, ins Herz geschlossen. Ich lächelte sie mit tränenerfüllten Augen an und sagte „Ja, du darfst hier wohnen, solange du willst“


Diesen Beitrag melden
Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Fr 27. Mai 2011, 16:21 


Nach oben
  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 1 Beitrag ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde


Wer ist online?

0 Mitglieder


Tags

Bild, Erde, Essen, Haar, Haus, Liebe, NES, Name

Du darfst neue Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron




Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Erde, Kinder, Essen, Liebe, NES

Impressum | Datenschutz